Dienstag, 4. Mai 2010

Ceci n'est pas un(e)...

English version : http://bit.ly/9HZPNC

Da die Bennenung des Blog als Ceci n'est pas un Asia Blog bei manchen für Verwirrung sorgt, sei an dieser Stelle in Form eines knappen kunsthistorisch-philosophischen Exkurses der Verweis auf René Magritte erklärt.
Ceci n'est pas une pipe - dies ist keine Pfeife*. Magritte gibt dem Betrachter eine Pfeife als Abbild eines in der Wirklichkeit existierenden Gegenstandes vor. Doch dieser Gegenstand ist, nachdem er in Öl auf die leerstehende, zweidimensionale Leinwand gebannt ist, nicht mehr die Pfeife, die sie ursprünglich war und demnach nicht im ursprünglichen Gebrauchszusammenhang nutzbar. Der Alltagsgegenstand wird zur Objekt der Kunst umgeformt und erfährt hierdurch einen anderen Sinn-Zusammenhang. Dies ist kein Asia Blog spielt mit der Tatsache, dass meine geschriebenen Worte nur die Abbildung dessen sind, was ich eigentlich erlebe. Das Erlebnis wird in Worte umgeformt und funktioniert für die Leser (Rezipienten) auf einer ähnlichen Ebene, wie die Pfeife von Magritte.
Zudem ist es die Verbindung von Sprache / Zeichen und Bildelementen, die Magritte hier anspricht - Wort und Bild sind nicht unmittelbar miteinander in Verbindung zu setzen. "Die bei Magritte so sichtbare Fremdheit zwischen Schrift und Figur wird durch die Nicht-Beziehung - oder jedenfalls die sehr komplexe und sehr zufällige Beziehung - zwischen dem Gemälde und seinem Titel symbolisiert" so Michel Foucault in dem gleichnamigen Buch Ceci n'est pas une pipe von 1973.
Magritte selber schreibt über seine Bilder: "Die Titel selber sind so gewählt, daß meine Bilder nicht in einer Vertrautheit angesiedelt werden können, welche sich die Automatik des Denkens schaffen möchte, um sich der Beunruhigung zu entziehen". Er unterstellt hiermit, dass des Menschen Gedanken sich automatisieren, um sich nicht ununterbrochen mit den "beunruhigenden" Gegebenheiten des Alltags beschäftigen zu müssen. Fast im Sinne der brecht'schen Verfremdung (eine Handlung wird [im Theater] durch Kommentare oder Lieder so unterbrochen, dass beim Zuschauer jegliche Illusionen zerstört werden) wird der Rezipient dazu gezwungen, sich tiefgreifender mit dem Gegenstand zu beschäftigen und diesen zu hinterfragen. Stellt man sich das Bild ohne Unterschrift vor, so ist die Pfeife die bloße Abbildung einer Pfeife.
Zurück zum Kontext dieses Blog. Meine geschriebenen Worte, oder geschriebene Worte anderer, werden durch die individuellen Vorstellungen der Leser unterschiedlich verarbeitet und erzeugen jeweils subjektive Vorstellungen. Die Einbindung in das Medium Internet und den Rahmen des Blog, fördert eine Erwartungshaltung des hier Zugreifenden / Lesenden. Doch diese wird, im Idealfall, durch die Anspielung auf das Werk Magrittes' auf ähnliche Art und Weise durchbrochen.

*René Magritte, Ceci n'est pas une pipe, Öl auf Leinwand, 63.5 × 93.98 cm, 1929, Los Angeles, County Museum of Art, The William R. Hearst Coll.
Abbildungsnachweis: http://www.library.yale.edu/librarynews/ceci-n-est-pas-une-pipe.jpg

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen