Samstag, 2. Oktober 2010

Bangkok

Habe mir am Rande von Chinatown ein gemuetliches Gaestehaus gesucht, mit sympathischen Mitarbeitern und einem sehr offenem Konzept. Die Lage ist ideal: ich kann Abends durch die kleinen Gassen Chinatowns wandeln und Dinge bestaunen und wahrnehmen, die ich noch nie zuvor gesehen, geschweige denn gerochen habe. In den Schaufenstern der Restaurants und Apotheken finden sich Dinge wie Haiflossen unterschiedlichster Groessen und Allerlei getrocknete Tierchen (zumindest erinnert es an Lebensformen). Das Essen ist wie ueberall in Asien wunderbar! Eine frische Nudelsuppe von einem der kleinen Strassenstaenden gibt einem die noetige Energie.

Man sollte meinen ich hatte in den vergangenen Wochen bezueglich unerwarteter Begegnungen genug Glueck fuer mehrere Reisende zusammen. Doch es sollte mich auch gestern nicht im Stich lassen. Den Grossteil meines Tages habe ich im BACC - Bangkok Art & Culture Center - verbracht. Das Center vereint auf mehreren Ebenen zahlreiche Gallerien, Cafes, Workshops und Ausstellungsflaechen fuer temporaere Ausstellungen. Zu meinem Glueck ist an diesem Wochenende eine Art Jazz-Festival im BACC, wo verschiedene Kuenstler auftreten und Workshops anbieten. Zwei eben jener Kuenstler haben in einer kleinen Gallerie ihre Jazz-Gitarren ausgepackt und drauf losgespielt. Zu Beginn waren es nur die Besitzerin, die beiden Kuenstler und ich, spaeter kam noch ein weiterer Kuenstler dazu. Er ist taubstumm, was es umso interessanter gemacht hat, als er sich mit Hilfe von Zeichensprache mit einem der beiden Gitarristen unterhalten hat. Malen und Musik: zwei unterschiedliche kreative Ausdrucksformen als verbindendes Element der beiden. Ich durfte mir nach einer Weile das Skizzenbuch des taubstummen Kuenstlers anschauen, mit Erlaeuterungen des Urhebers in Form von Gesten und Notizen auf seinen Haenden. Von grosser persoenlicher Bedeutung war eine kleine Portraet-Schnellskizze, die er von mir gemacht hat - habe sie anschliessend geschenkt bekommen. Insgesamt die perfekte Kombination: Kunst, Jazz, Kaffee und Gespraeche!

Zurueck im Gaestehaus, wurde ich von einem der hier naechtigenden Chinesen zum Bier trinken eingeladen. Man braucht kein Chinesisch zu sprechen um die Geste zu verstehen, mit der er mich eingeladen hat. Meine Vermutung, dass wir in eine Bar um die Ecke gehen, wurde schnell korrigiert, als wir auf einen weiteren Chinesen und einen Thailaender trafen, mit denen wir anscheinend verabredet waren. Mit dem Auto sind wir in das Herz von Chinatown gefahren - wie sich herausstellte war es ein Business-Essen unter Geschaeftspartnern - um dort den Abend zu verbringen. Wie in Asien ueblich, bestellt man alles auf der Karte, was einen irgendwie interessieren koennte und am Ende steht alles in der Mitte. Eine sehr angenehme Art des Essens, weil es das Gefuehl von Willkommen- und Offenheit ausstrahlt und man viele unterschiedliche Dinge probieren kann. So durfte mir dann auch die Ehre zu teil werden das erste Mal im Leben Schnecken zu essen. Es war auch eine Selbstverstaendlichkeit der Anwesenden mich einzuladen und mir das Maximum an Essen und Bier aufzudruecken. Aber nicht nur das, sondern auch eine Einladung nach China wurde ausgesprochen.

Morgen ist mein letzter Tag in Asien. Ich hatte die Befuerchtung das Bangkok als Abschluss ein wenig die Stimmung trueben koennte, weil ich mich in den entlegenen Gebieten wohler fuehle. Doch die Stadt gefaellt mir. Wenn man sein eigenes Tempo findet und nicht im Gewuehl der Menschenmassen und Lautstaerken untergeht, gibt es viele spannende Ecken in der Stadt.

Danke an alle Leser dieses Blog fuer die gefuehlte Begleitung! Ueber die Erlebnisse zu schreiben ist die eine Sache, aber zu wissen das andere daran teilhaben, macht es umso wertvoller.
Werde Asien wieder mit einem weinenden und einem lachenden Auge verlassen. Es gibt so viel zu sehen auf dieser Welt, aber ich bin mir sicher, dass ich nicht das letzte Mal hier war. [Wehmut]

Sonntag, 26. September 2010

Vientianne

Meine Reise der grossen Abenteuer habe ich in Luang Prabang bewusst hinter mir gelassen. Die beiden Tage dort habe ich genutzt, um mich ein wenig von den Strapazen der letzten sechs Wochen zu erholen. Staendig unterwegs zu sein, hinterlaesst ein gewisses Gefuehl der Erschoepfung - aber jede Sekunde meines straffen Zeitplanes hat sich gelohnt.
Langsam geht meine Reise dem Ende entgegen, was mich zum einen traurig stimmt, aber zum anderen keimt das Gefuehl freudiger Erwartung auf... Schwarzbrot. Mediterranes Essen. Freunde und Familie in Marburg und Sulingen. Meine eigenes Bad und Bett. Sauber sein. Frisch gewaschene Klamotten.
In Asien zu reisen, bedeutet oft ein zwispaeltiges Gefuehl zu haben. Die Monsun-Gewitter haben die Eigenheit mit respekteinfloessender Kraft von einer auf die anderen Sekunde die Strassen zu fluten, ueberall kriechen Insekten und Tiere, die Hitze und Luftfeuchtigkeit gestalten die Nachmittage schweisstreibend, die Busfahrten mit unertraeglich lauter Karaoke-Musik durch Serpentinen und Schlagloecher sind oft eine Zumutung, so manches Essen hat den Beigeschmack von Verdauungsproblemen. Das interessante ist aber, dass man all dies gerne in Kauf nimmt, um die faszinierenden Eigenheiten jeden Tag aufs' neue zu entdecken. Der Spanier, mit dem ich mir in Vientianne ein Zimmer teile und den Tag verbringe, pflegt zu sagen: "No Problem. Is Holiday." - "Kein Problem. Ist Urlaub." Nebenbei erwaehnt ein bereichernder Zeitgenosse. In mancherlei Hinsicht stereotype Eigenschaften der spanisch-mediterranden Welt; die aeussert erfrischend sind.
Vielleicht am meisten werde ich die Gespraeche mit Menschen aus aller Welt vermissen. Ich gehe darin auf, jeden Tag neue Begegnungen aus den verschiedensten Kulturkreisen zu haben. Vor Allem die Atmosphaere unter Backpackern ist eine besondere. Man tauscht Informationen aus, trinkt zusammen einen Kaffee, trifft sich zufaellig oder bewusst in einer anderen Stadt wieder, hilft sich gegenseitig. Und dabei ist es vollkommen unwichtig aus welchem Land man kommt, welche Sprache man spricht oder ob die Klamotten voller Schlamm von der letzten Dschungeltour sind. Oft sind es die in der Heimat unueblichen Herausforderungen, die den Reiz ausmachen. Da Mario, der Spanier, kaum Englisch spricht, sind unsere Unterhaltung mehr auf Zeichensprache, als Worte begrenzt. Und trotzdem koennen wir ueber Virus-Attacken auf den Iran diskutieren, Geschichten aus Urlauben und der Heimat erzaehlen und ueber die Eigenheiten der Laoten reden.

Morgen ist mein letzter Tag in diesem faszinierenden Land, dessen Hauptstadt den ersten Preis der "am wenigsten stressigen Stadt in der Welt" verdient haette. Werde einen Bus zur thailaendischen Grenze nehmen, um von dort aus mit dem Zug nach Ayuthaya zu fahren - eine Tempelstadt nahe Bangkok. Das Wochenende werde ich dann in Bangkok verbringen, bevor ich am Montag mit etwas blonderen Haaren, gebraeunterer Haut, dem tatsaechlichen Gewicht meines Gepaeckes und dem gefuehlten tonnenschweren Gewicht der Erfahrungen gen Heimat fliegen werde.

Donnerstag, 23. September 2010

Nong Khiaw / Luang Prabang

Mein letzter Tag in Luang Nam Tha war in besonderer Weise ereignisreich. Krystel und ich haben uns gemeinsam ein Moto gemietet, um eine 14 km entfernte Pagode zu besichtigen und durch das unmittelbar angrenzende Dorf zu spazieren. Nachdem wir die Stufen zu der Pagode erklommen hatte, vorbei an einer Schlange und dem satten Gruen der Natur, bot sich ein schoener Blick ueber die umliegende Landschaft. Bekroent wurde der friedliche Ort mit einem Schluck Lao Lao (Reisschnaps) von dem Waechter, der sich zu uns gesellte. Schon auf dem Berg war laute Musik aus dem Ort zu hoeren - die Unterhaltung mit dem Waechter beschraenkte sich auf ein uraltes Woerterbuch und unsere Haende, weswegen seine Aussage es sei die Musik einer Hochzeit, ein paar Minuten spaeter durch die Feiernden selber korrigiert wurde: Es war die Dorf-Party anlaesslich eines neugeborenen Kindes. Und wir durften fuer ein paar Stunden teil der Feierlichkeiten werden, mit viel Bier, leckerem Essen und laotischen Taenzen zu traditioneller Musik - dessen Klang fuer westliche Ohren ein wenig gewoehnungsbeduerftig ist. Wir wurden sehr warm in den Kreis der etwa 40 Feiernden aufgenommen. Es schien fast, als sei es eine Ehre fuer sie, dass wir an ihrer Dorf-Kultur interessiert waren. Wenngleich es auch eine Herausforderung war, dem Trinkverhalten der Laoten standzuhalten.

Am folgenden Tag sind wir nach Nong Khiaw gefahren, eben jene kleine Dschungel-Stadt, die ich im Blog-Eintrag zuvor erwaehnt hatte. Es hatte sich spontan Christoph aus Oesterreich angeschlossen, womit wir dann zu Viert gereist sind. Nang Khiaw ist eine charmante Kleinstadt zu beiden Seiten des Nam Ou Flusses.
Auf dem Weg dorthin macht man eine Zeitreise durch unzaehlige Doerfer, dessen Leben wie in der Vergangenheit steckengeblienen zu sein scheint. Zeit spielt in diesen Laendern weniger eine Rolle, als es in Europa der Fall ist. Zwar sind all die Laender die ich gesehen habe einem spuerbaren Wandel unterlegen, der in naher Zukunft "Fortschritt" genannt werden koennte, doch was in den entlegenen Gebieten zaehlt, ist jeder Tag: man denkt nicht an Gestern und schon gar nicht an Morgen. Was ein immenses Problem darstellt, wenn es um die Umwelt geht. Besonders in Kambodscha ist mir aufgefallen, wie sehr die Leute im Hier und Jetzt leben und nicht an die Konsequenzen denken, wenn sie ihren Abfall in den Fluss werfen. Fischer schmeissen ihren Abfall aus den Booten in den Fluss aus dem sie fischen. Sie zerstoeren Stueck fuer Stueck ihre eigene Existenzgrundlage. Laos unterscheidet sich in Punkto Sauberkeit und Mentalitaet der Leute zwar deutlich von Kambodscha, doch das Leben auf den Doerfern ercheint mir noch urspruenglicher. Interessant ist allerdings, dass egal wie viel jemand hier verdient (die Mehrheit weniger als einen Dollar pro Tag), es existieren ueberall Statussymbole. Zum einen das Handy, was schon omnipraesent in Indien war, zum anderen die Satelittenschuessel. Egal wo man langfaehrt, durch die entlegendsten Winkel dieses Landes, die Holzhuetten der Einheimischen sind meist flankiert von einer ueberdimensionalen Satellitenschuessel - ein ironischer Kontrast. Die Medien scheinen zugleich Ablenkung und Ersatz von den Dingen zu sein, die unnerreichbar sind. Wobei eben dies durch die Medien selber transportiert wird.
Da ich schon in Luang Nam Tha den Plan hatte mit einem Boot von Nong Khiaw nach Luang Prabang zu fahren, habe ich in der Kleinstadt alle moeglichen Leute angesprochen. Am Ende hatte ich 14 Leute aus der ganzen Welt zusammen. Dabei u.a. John, aus Manchaster, Garrick, gebuertiger Koreaner aus den USA und Josh, ein Kanadier der als Anwalt fuer das UN-Kriegsverbecher-Tribunal in Phnom Penh arbeitet. Alle drei waren auch schon in Luang Nam Tha im gleichen Gaestehaus wie wir. Und zwei Deutsche, mit denen ich mir gestern ein Mountain Bike geliehen habe - habe festgestellt das es ideal ist, sich hier ein Fahrrad zu mieten. Man muss nur darauf achten, dass man in diesen Laendern nicht die befestigten Wege verlaesst. Es gibt zu viele Minen und Bomben aus dem Indo-China-Krieg, die noch nicht explodiert sind. Auf dem Rueckweg der Mountain Bike Tour sind wir auf eine grosse Gruppe von Minenraeumern gestossen, die dabei waren mit Metalldetektoren ein abgestecktes Feld abzusuchen. Es ist ein schauriges Gefuehl zu wissen, das taeglich Schulkinder diesen Weg benutzen.
Die Unterkunft in Nong Khiaw war ein Bambus-Bungalow, den ich mir mit dem Oesterreicher geteilt habe. Aus der Dusche kommt Flusswasser und im Badezimmer der beiden Deutschen nebenan war eine Riesenspinne, die sich ueber Nacht gehaeutet hat. Alles Dinge, an die man sich erstaunlicher Weise gewoehnt.
Nun bin ich nach der gestrigen Bootsfahrt in der UNESCO-Weltkulturerbe Stadt Luang Prabang, dem spirituellen Zentrum des Landes. Teile mir bis Samstag oder Sonntag ein Zimmer mit John, dem Briten, der den Spitznamen Teddybaer verdient haette. Komme gerade von einem ausgedehnten Spaziergang aus der Stadt, gemeinsam mit ihm und Garrick. Geniesse es nach all den Busfahrten und Abenteuern ein wenig zu entspannen, sich die Sonne auf den Pelz scheinen zu lassen und Drachenfrucht-Shakes zu trinken. Heute Abend trifft sich der Grossteil der Grupps vom Boot in einer Bar am Mekong, an dessen Ufer Luang Prabang liegt.

Samstag, 18. September 2010

YuanYang / Luang Nam Tha

Seit meinem letzten Eintrag habe ich so viele Dinge erlebt, dass ich gar nicht weiss, wo ich Anfangen soll. Am besten chronologisch:
In Hanoi habe ich mich dazu entschlossen nicht wie geplant nach Sapa im Norden Vietnams zu fahren, sondern einen Nachtzug direkt zur chinesischen Grenze zu nehmen. Ich dachte mir ein Sitz in der regulaeren Klasse, anstatt eines Bettes im Schlafwagen, wuerde mir die Moeglichkeit verschaffen meine Sichtweise auf die Vietnamesen in letzter Instanz zu aendern. Dem war leider nicht so. Der Vietnamese im Allgemeinen neigt dazu anderen Leuten mit einem zur Unfreundlichkeit tendierenden Argwohn zu entgegnen. Ausserdem scheint auf der Stirn eines jeden Touristen ein grosses neonfarbenes Dollarzeichen zu stehen, welches im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht.
Demnach war ich froh nach Sued-China zu fahren, wo ich hoffte auf einsame Bergwelten zu treffen, dessen Klima ein wenig ertraeglicher sind, als die konstanten 35 Grad und 70 % Luftfeuchtigkeit der vorherigen vier Wochen. Meine Erwartungen wurden bei weitem Uebertroffen! Zwar war es mit Anstrengung verbunden die Nacht im Zug zu verbringen und an der Grenze warten zu muessen, doch der Bus nach YuanYang sollte der Beginn einer abenteuerlichen Reise quer durch diese surreale Welt werden. Ich haette nicht erwartet im Bus in das kleine Bergdorf YuangYang andere Reisende zu treffen, vor Allem weil ich der einzige Weisse war, der die Grenze zu China an dem Morgen ueberquert hat. Es ueberraschte mich ein Paerrchen aus den Niederlanden anzutreffen, die ebenfalls nach YuanYang gefahren sind. Gea und Roger sind auf Weltreise und bereits seit sechs Monaten unterwegs, davon zwei Monate in China. Zuvor waren sie in Nepal, Tibet, Indien, usw. - sogar in einem auf 5000 m gelegenen Camp auf dem Mount Everest. Die Busfahrt fuehrte durch die wunderschoene vom Dschungel ueberwucherte Bergwelt Yunnans, der sued-chinesischen Provinz, hinauf zur Stadt YuanYang, die auf etwa 1600 m mitten in den Bergen liegt. Nach insgesamt 20 Stunden Fahrt tat es gut ein Gaestehaus direkt neben dem Busbahnhof zu finden, von dessen Terasssen man einen unvergleichlichen Blick in die Taeler der umliegenden Berge hatte. Am Abend sind Gea, Roger und ich Essen gegangen und haben Erfahrungen und Geschichten ausgetauscht. Ausserdem entschlossen wir uns am naechsten Tag die umliegenden Doerfer zu besichtigen, die Heimat verschiedener ethnischer Minderheiten sind.
Am naechsten Morgen musste ich um 5 Uhr aufstehen, inzwischen eine fast gewohnte Uhrzeit. Zusammen mit Gea, Roger wurde leider krank, einem Fahrer und unserer chinesischen Fuehrerin, sind wir etwa 15 km zu einem Aussichtspunkt gefahren, um den Sonnenaufgang zu sehen. Es bot sich eine mystisch-wolkenverhangene Szenerie. Die vorbeiziehenden Wolken gaben nur fuer Sekunden die unendlichen Weiten preis. Anschliessend sind wir zu einem nahegelegenen Markt gefahren, wo am Morgen die verschiedensten Bewohner der umliegenden Doerfer zusammentreffen. Wasserbueffel wurden in der Strasse geschlachtet und Frauen in bunten Trachten haben Gemuese und Tabak verkauft. Am Vormittag endete der erste Teil der Tour nach einem Spaziergang durch die Reisfelder.
Die Region lebt vorwiegend vom Reisanbau, welcher sich in Form von unendlichen Terassen an die Haenge der Berge schmiegt. Eben diese Welt haben wir am spaeten Nachmittag zusammen mit zwei weiteren Reisenden bestaunen koennen. Es ist kaum in Worte zu fassen, wie umwerfend schoen diese Landschaft ist. Ich habe mich nach dem Grossstadtleben sehr wohl Gefuehlt, abseits jeglicher Touristen-Ziele in dieser friedlichen und erfrischenden Umgebung zu sein. Der Tag sollte mit dem Sonnenuntergang enden, doch wie schon am Morgen waren es die Wolken, die man bestaunen konnte. Franzi, aus der Schweiz, Krystal aus Frankreich (selbstverstaendlich aus Paris) und Gea haben sich dazu entschlossen den potentiellen Sonnenuntergang von einem Aussichtspunkt aus anzuschauen, doch ich wollte lieber fuer mich allein sein und nicht den Eintritt bezahlen. Der Fahrer hat mich an einem Punkt abgesetzt, von dem man ca. 10 Minuten durch den Dschungel laufen musste, um auf einem Bergruecken anzukommen, von dessen vorspringenden Hang ich eine unbeschreibliche Sicht auf die Taeler und Berge hatte. Dieser Moment war definitv einer der Hoehepunkte meiner Reise.
Zurueck in YuanYang hatte ich mir eigentlich vorgenommen den Blog zu schreiben, doch musste ich schnell feststellen, dass in China Blogspot und saemtliche andere Google-Produkte komplett oder teilweise gesperrt sind. Diese Worte wird man in China demnach nicht lesen koennen.
Nach zwei Naechten in YuanYang wollten Franzi und Krystal einen Bus in die Richtung der laotischen Grenze nehmen. Also habe ich mich kurzerhand dazu entschlossen mich den beiden anzuschliessen. Eigentlich war geplant, dass ich bis zur naechsten Stadt mit ihnen unterwegs bin, doch eine Verkettung von Ereignissen hat dazu gefuehrt das ich immernoch mit den beiden Reise. Der besagte Bus sollte uns nach Luchun, westlich von YuanYang, bringen. Doch heftige Regenfaelle in der Nacht haben dazu gefuehrt, das in weiten teilen Yunnans durch Erd- und Schlammlawinen die Strassen unpassierbar wurden. So endete unsere Fahrt an einer dieser Stellen. Ein reissender Fluss, mehr Schlamm als Wasser, hatte die Strasse vor uns mit Geroell ueberflutet. Das Wasser kam immernoch in Stroemen aus den Bergen. So waren wir gezwungen samt unseres Gepaeckes die kommenden Stunden mehrere dieser Stellen in knietiefen Schlamm zu durchqueren und bei stroemenden Regen auf den schmalen Serpentinen zu wandern. Doch wie schon in Yunnan, ist diese Welt so wunderschoen, dass ich Gluecklich war, dieses anstrengende Abenteuer erleben zu duerfen. Am letzten Schlamm'assel angekommen, mussten wir eine Anhoehe passieren, da die Strasse auf etwa zehn Metern weggebrochen war. Es gab von hier aus einen Mini-Van, der uns nach Luchun gebracht hat. Von hier aus hatten wir das "Glueck" direkt danach einen Bus nach Jiangcheng zu erwischen, da alle anderen Routen nicht mehr passierbar waren. Nach geschlagenen 13 Stunden Busfahrt und Wanderung, haben wir dort einen Nacht verbracht, um am naechsten Morgen einen weiteren Bus nach Jinghong zu nehmen und von hier aus den naechsten nach Mengla; an dem Tag ebenfalls 12 Stunden Busfahrt, inklusive im Schlamm steckengeblieber LKW's und Gelaendewagen, die eine zugleich noetige wie auch anstrengende Pause boten.
Doch die Landschaften waehrend des Bus-Marathon waren, ich muss es wieder erwaehnen, faszinierend! Bananen-, Tee- und Kautschukplantagen, Reisfelder, nebelverhangene Gipfel auf 2500 m, Schlammpisten durch den Dschungel und ein Zwischenstop in einem Fluss, dessen Flanken von Wasserfaellen gesaeumt waren, um sich vom Schlamm der Wanderung zu befreien. Der dritte Tag der Reise brachte uns endlich zur laotischen Grenze, die wir schnell passiert hatten. Von hier aus haben wir einen Bus nach Luang Nam Tha genommen, jene Stadt in der wir nun die erste Nacht verbracht haben. Krystal und Franzi waren froh China nach insgesamt zwei Monaten in dem Land verlassen zu haben. Beide haben sich unweit von YuanYang zufaellig getroffen und sich kurzerhand dazu entschlossen gemeinsam zu reisen. Und beide machen ebenfalls eine Weltreise. Franzi war erst in Ost-Europa unterwegs, dann mehr als einen Monat in Russland, zwei Monate in der Mongolei und nun zwei Monate in China. Krystall hat fuer laengere Zeit ebenfalls in der Mongolei gelebt - ihr Traum ist es, mit einem Segelschiff von Asien aus nach Argentinien zu fahren. Es ist ziemlich interessant und bereichernd (aber auch gleichzeitig verrueckt), dass die einzigen Touristen die ich in Sued-China getroffen habe, alle eine Weltreise machen. Bin gespannt auch nach meiner Rueckkehr nach Deutschland den Weg der beiden zu verfolgen. Ich mag an Asien, dass man nie weiss wie der Tag endet - manchmal weiss ich nicht, wo ich am naechsten Tag hinfahre, wie ich dort hinkomme, oder wem ich auf der Reise begegnen werde. Solch eine Reise ist wie ein Mosaik aus verschiedenen Formen und Farben, welches man Stueck fuer Stueck zusammensetzt.
Heute morgen konnte ich die beiden Maedels dazu ueberreden ein Mountain Bike zu mieten, um die umliegende Landschaft zu erkunden. Ich koennte wieder Anfangen in Begeisterung zu schwelgen, doch werde ich mir das fuer die zahlreichen Fotos aufheben, die ich im Nachhinein zeigen kann.

Mein erster Eindruck von Laos ist ueberaus positiv. Die Menschen hier sind freundlich und zuvorkommend - man hat nicht das Gefuehl ein wandelndes Dollar-Zeichen zu sein.

Auch jetzt weiss ich nicht, wo ich in den kommenden Tagen stranden werde. Habe gestern ein Maedel aus Singapur kennengelernt, die in London ihren Master in Presse-Fotografie macht. Ihre Abschlussarbeit ist ueber den Strukturwandel in Laos. Morgen wird sie mit einem Bier-LKW (hier wird das beruehmte Beer Lao produziert) in die Hauptstadt nach Vientianne fahren. Eventuell schliesse ich mich an und lasse mich in Luang Prabang rauswerfen. Oder ich nehme einen Bus nach Nong Khiaw, einer kleinen Dschungelstadt weiter westlich, in der es nur vier Stunden pro Abend Elektrizitaet gibt.
Oder lande ich ganz woanders? Wie immer mehr im naechsten Blog-Eintrag!

Samstag, 11. September 2010

Hue / Tam Coc / Hanoi

Die vergangene Woche war gepraegt von den taeglichen Mini-Abenteuern und Begegnungen mit vielen verschiedenen Menschen, die einen in dieser Welt umgeben.

Meine beiden letzten Tage in Saigon habe ich mit Eymerick verbracht, nunmehr der Siebte in Paris lebende Asien-Reisende den ich bisher getroffen habe. Zusammen haben wir die Pagoden Chinatowns erkundert, Huehnerfuesse gegessen und in der Nacht abgelegene Stadtviertel besucht. Ein Tag laenger in Saigon und ich waere vermutlich an eine der zahlreichen Toechter im Hause meiner Unterkunft verheiratet worden.

Ein Inlandsflug brachte mich nach Hue, der intellektuellen Universitaetsstadt im mittleren Teil Vietnams, die von 1802 bis 1945 die Hauptstadt dieses Landes war. Eigentlich wollte ich die Zitadelle mit der Verbotenen Stadt (UNESCO Weltkulturerbe) besichtigen und mit dem Boot die umliegenden Kaisergraeber besuchen. Doch haben mich zwei entscheidende Dinge davon agehalten: zum einen wollte ich mich von einer leichten Grippe erholen, zum anderen wurde ich auf dem Weg zu der Zitadelle aufgehalten. Am Wegesrand sassen sechs Mediziner, die bei einem indischen Pharma-Unternehmen beschaeftigt sind. Der Chef feierte seinen 65. Geburtstag mit zwei Kisten Huda-Bier und einem freien Tag fuer seine Angestellten. Ich durfte fuer ein paar Stunden teil dieser aeusserst amuesanten und aussergewoehnlichen Situationen sein. Nachdem ich mich mit allen Sechs angefreundet habe, wurde mir die Ehre zu Teil die Bueros ihrer Firma zu besuchen. Ehe ich mich versah, sass ich in einem Konferenzraum und befand mich mitten in einem Meeting. Die Anwesenden hatten Probleme ein Fax aus Thailand zu lesen und darauf geschriebene Nummer zu waehlen. Da das Geburtstagskind sich kurzerhand dazu entschied lieber zu Schlafen, musste ich vom thailaendischen Englisch in vietnamesisches Englisch uebersetzen und die Nummern waehlen (dank Reisefuehrer hatten wir die Vorwahlen von Thailand und Laos). Wenn die Situation vorher aussergewoehnlich war, so wurde sie hier im positiven Sinne grotesk.
Bevor ich die spassigen Sechs auf der Strasse traf, habe ich in einem Kuenstlerladen eine Vietnamesin kennengelernt, die etwas Deutsch sprechen konnte. Sie hat mich am Abend des selbigen Tages zum Essen mit der Familie eingeladen. Ich bin quasi vom Meeting in der Pharmafirma, direkt zum Essen bei der Familie gegangen. Da mich am naechsten Tag ein Bus nach Ninh Binh bringen sollte, hatte ich leider keine Zeit mehr die Sehenswuerdigkeiten zu besichtigen - was aber angesichts der Alternativen nicht weiter schmerzlich war.

Eine 13-Stunden Busfahrt brachte mich nach Ninh Binh, etwa zwei Stunden suedlich von Hanoi. Da die Halong Bay zwar Einzigartig sein soll, aber gleichzeitig auch touristisch vollkommen Ueberlaufen, entschied ich mich fuer eine unbekanntere Alternative. Von Ninh Binh bin ich mit einem Moto in das zehn Kilometer entfernte Tam Coc gefahren. Ein verschlafener Ort, der in aller Munde die "trockene Halong Bay" genannt wird. Hier sind dieselben markanten Felsformationen zu finden, umsaeumt von Reisfeldern, anstatt vom Meer. Da mein Bus morgens ankam, hatte ich den Rest des Tages Zeit mit einem gemieteten Fahrrad durch die traumhafte Landschaft zu fahren.
Tagsueber kommen viele Tagesreisenden nach Tam Coc, um von dort aus mit einem Ruderboot auf dem Tam Coc Fluss durch die Felsen und Grotten zu rudern. Ich entschied mich am Abend in einem der Restaurants zu Essen, da ich dachte ein belebteres als das in meinem Hotel zu finden. Doch die Stadt ist Nachts wie ausgestorben. Keine Strassenlichter. Keine Touristen. Allein in einem der Restaurants, setzte sich der Besitzer zu mir. Sein Englisch war sehr rudimentaer, weswegen wir im Verlauf der folgenden vier Stunden dazu uebergingen, unsere Unterhaltungen mit Stift und Papier zu fuehren und dabei vietnamesischen Tee zu trinken. Ein sehr gebildeter Mann, der viel mitzuteilen hatte. Da die Gemeinsamkeit unserer beiden Sprachen die Verwendung von Zahlen war, hat sich ein Grossteil unseres Abends auch auf diese beschraenkt. Weil ich so begeistert von dem Tee war, hat er mir ein wenig davon als Geschenk fuer meine Familie mitgegeben. Ich habe ihm versprochen, dass wir den Tee trinken, wenn ich die Fotos meiner Reise zeige und ihm ein Bild davon schicke.
Am naechsten Morgen wollte ich das erleben, was die Reisenden nach Tam Coc bringt: die Bootstour. Allerdings hatte ich den entscheidenen Vorteil um 6:30 aufstehen zu koennen direkt vom Hotel am kleinen Hafen loszufahren. Ich war also neben meinen beiden vietnamesischen Begleitern vollkommen Allein auf dieser atemberaubenden Fahrt.
Einer der Mitarbeiter im Hotel hat mir eine guenstige Busfahrt nach Hanoi mit einem der Tagesbusse organisiert. Als einer der Mitreisenden frueher von der Bootsfahrt zurueckkam als die anderen, habe ich mich lange mit ihm unterhalten und ihm Teile der kleinen Stadt und des Umlandes gezeigt, die ich am Tag zuvor entdeckt hatte. Ein ueberaus angenehmer Gespraechspartner aus Australien, der dort als Richter gearbeitet hat und seinen Ruhestand damit verbringt als Freischaffender Autor fuer Zeitschriften zu schreiben - mit stolzen 80 Jahren ein agiler Mann, der nach dem Tod seiner Frau durch das Alleinreisen eine ganz individuelle Form der Ablenkung und Verarbeitung gefunden hat.

Nun sitze ich in meinem Hostel in Hanoi. Schlafe in einem guenstigen 12-Bett Zimmer, welches den Vorteil hat, dass man auf viele Gleichgesinnte trifft. Habe den heutigen Tag mit drei Physio-Therapie Studenten aus London verbracht, die mich heute Morgen gebeten haben im Internet zu schauen, was man in Hanoi machen kann. Es wurde ein Kunst-Kultur Tag mit Ausstellungen und als Highlight eine Kurzfilm-Vorfuehrung von drei jungen vietnamesischen Regisseuren.
Momentan ueberlege ich, ob ich morgen einen Bus nach Sapa in den Bergen nehme, oder direkt nach China fahre. Ihr werdet es im naechsten Beitrag lesen!

Samstag, 4. September 2010

HCMC - Ho Chi Minh City (Saigon)

Nun bin ich ein Alleinreisender. Der Abschied von Imke liess mich schweren Herzens in den Minibus gen vietnamesischer Grenze steigen. Die Zeit verging viel zu schnell!
Der besagte Minibus brachte mich an den Mekong, wo ich im Garten eines Hauses auf das Boot wartete, dass mich nach Chau Doc in Vietnam bringen sollte. Mein gut durchdachter Plan auf dem Boot die ersten Kontakte zu knuepfen, wurde schon in Phnom Penh kompromitiert: ich sollte die 27 m lange Barkasse ganz fuer mich allein haben. Ein wahrlich authentischer Einstieg in das Alleinreisen. Im Garten lag ich die meiste Zeit in der Haengematte, denn aus den 20 Minuten wurden zwei Stunden. Normal in Kambodscha: es wird immer entweder 10, 15 oder 20 Minuten dauern, egal was man macht oder worauf man wartet. Eine weitere Nachfrage nach verstrichener Zeit "x" wird mit dem Ursprungswert beantwortet. Haette ich in meinem Fall nachgefragt, haette ich sechs mal 20 Minuten gehoert.
Meine Wartezeit habe ich nicht nur in der Haengematte liegend mit frischem Kokosnuss-Drink verbracht, sondern habe ich mich mit Haenden und Fuessen mit zwei anderen Kambodschianern angefreundet. Man verbildliche sich folgende Situation 1: Jonas hat eine gute Erste Hilfe Ausruestung dabei. Der eine Kambodschianer ist mit dem Moped gestuerzt, der andere hat sich mit der Axt in sein Bein gehauen. 15 Minuten spaeter sitzen beide mit Pflastern und Verbaenden uebersaeht mit einer frisch gedrehten Crossroads-Zigarette im Mund vor mir. Ein Erleichterung und Zufriedenheit ausdrueckendes Laecheln in den Gesichtern der drei Gestrandeten.
Nach zwei Stunden sass ich dann auf meinem Privat-Boot. Der Guide und Kapitaen kommen beide aus Vietnam. Zwei Gesellen eher speziellerer Natur. Der Kapitaen hatte die Angewohnheit das Steuerrad mit seinen Fuessen zu justieren und dabei gemuetlich ein Buch zu lesen. Das hatte unweigerlich zur Folge, dass wir mehrere Male gefaehrlich Nahe auf das Ufer zugesteuert sind. Ein Raeuspern von meinem gemuetlichen Stuhl hinter ihm hat dann aber gereicht, seine Aufmerksamkeit wieder auf das Wasser zu richten. Der Guide war ein guter Gespraechspartner, mit dem ich u.a. ueber die Probleme der Korruption diskutiert habe. Keine zwei Minuten nach der Unterhaltung drueckt der Guide dem Grenzposten auf kambodschianischer Seite im Vorbeigehen einige Geldscheine in die Hand. Soll ja schnell gehen. Danach macht er sich ueber die Tatsache lustig, dass auf dem Grundstueck des Grenzpostens der eine oder andere Mercedes und Lexus steht.
500 Meter weiter die vietnamesische Grenze. Laut Guide die richtigen Zutaten zum schnellen Ueberqueren: man mische freundliches Laecheln mit der noetigen Portion Geld.
Meine Zutaten einer guten Schifffahrt: Eine Drachenfrucht + Taschenmesser.

Der naechste Tag in Chau Doc, Situation 2: 6:30 aufstehen. Nach Wiederkehr der Sinne realisieren: schaebige Absteige. Rechtfertigung: Preis. Kalte Dusche in schaebigem Bad. Ein Kaffee und Fruehstueck werden es schon richten. In drei Restaurants die Karte gecheckt. Gedaempfter, gekochter oder gegrillter Frosch... Nudeln oder Reis mit Allerlei. Immerhin den Kaffee habe ich bekommen. Es folgen 6 Stunden Busfahrt nach Ho Chi Minh City. Der Junge neben mir hat die Angewohnheit in regelmaessigen Abstaenden zu kotzen. Gut das ich ein paar kleine Tueten im Rucksack habe.
Das sind Situationen wo man sich fragt, warum mache ich das eigenlich? Aber in Saigon angekommen, wurde mir schnell klar warum.
Situation 3: Jonas kommt am Busbahnhof an. Nach harten Verhandlungen zu meinem Nachteil, finde ich einen Motorradfahrer. Mit old-school Helm auf den Kopf, den grossen Rucksack auf dem Ruecken, den kleinen vor dem Bauch, sitze ich auf dem Sattel des Motorrad und fahre 2o Minuten (Zeitangabe in diesem Fall nach deutschen Massstaeben) quer durch Saigon. Ein Gefuehl der Freiheit kommt durch.

Mein jetztige Absteige ist wesentlich angenehmer als die in Chau Doc. Eine Familie betreibt im Erdgeschoss einen Klamottenladen, in den Zwischen-Etagen Pflegestudios und zu vermietende Zimmer und auf dem Dach mein Domizil! Gemuetliche Atmosphaere, nette Leute.
Meine erste Tat, in Gedanken schon auf der Fahrt neben dem kotzenden Jungen gereift, einen Kaffee und eine Zigarette. Hatte kurzzeitig das Gefuehl mich einsam zu fuehlen. Aber nach fuenf Minuten habe ich einen Oesterreicher kennengelernt, der fuer eine Woche in Saigon war um Freunde zu besuchen. Habe mich mit Alex am Abend zum Essen verabredet. In der Zwischenzeit habe ich meinen zweiten im Bus gereiften Plan in die Tat umgesetzt: Einen Wasserpark besuchen! Mein Grundgedanke: porentiefe Reinheit. Die Realitaet holt einen aber schnell auf den schmutzigen Boden des Schwimmbades zurueck. Das Gefuehl der Freiheit wird, durch das Gefuehl ein Alien zu sein, verdraengt. Es scheinen in der Regel nicht viele Weisse in das Schwimmbad zu gehen. Hier wurde ich auch das erste Mal mit dem System konfrontiert: Meine Badehose entsprach nicht dem Einheitsgedanken... Shorts traegt man hier nicht. Nach Diskussion mit dem Bademeister, durfte ich passieren. Es folgte eine weitere mit einem Vietnamesen, den ich mit meinem europaeischen Werten und Normen vermutlich etwas ueberrumpelt habe. Immerhin konnte ich ihm den Satz "Wir sind nicht frei" entlocken.

Am Abend folgte das verabredete Abendessen und die Taxifahrt in eine Bar, wo ich einen aus Los Angeles stammenden Amerikaner mit hollaendisch-indianischen Wurzeln kennenlernen durfte. Saigon hat das Potential seine Besucher zu verschlucken und aus den Tiefen seines Schlundes nicht so schnell wieder loszulassen. Im Falle von Brent waehrt die Faszination seit fuenf Jahren, die er hier als Englischlehrer verbringt. Ich schaetze mal, dass Alex auch wiederkommen wird - wuerde es ihm wuenschen.
Es war ein ausgesprochen toller Tag in dieser faszinierenden Stadt, die ich nun weiter erkunden werde. Saigon hat eindeutig seinen eigenen Charme.

Donnerstag, 2. September 2010

Impressionen

Eindruecke unserer bisherigen Reise

Sonnenaufgang in Angkor

Ta Prom

Angkor Wat

Sonnenuntergang auf Koh Thonsay

Clement in einem wolkenverhangenen Geistercasino

Backpacking

Mittwoch, 1. September 2010

Greueltaten


Kommen gerade von den Killing Fields und dem Gefaengnis S.21 der Roten Khmer. Unsaegliches Leid mussten die Gefangenen des S.21 ertragen, bevor sie zur Exekution in die Killingfields gefahren wurden. Dort befinden sich 86 bereits exhumierte Massengraeber, in denen Skelette teils ohne Koepfe und Kleidung gefunden wurden. In den Baeumen hingen Lautsprecher, dessen Musik die Schreie der sterbenden Menschen uebertoenen sollten. Von den 0,8 m x 2,0 m Zellen im S.21 wurden die abgemagerten Koerper nach der Exekution in die Massengraeber von Choeung Ek geworfen, auf deren Kleiderresten und Zaehnen man auf den schmalen Pfaden tritt.

Folter-Zellen im S.21


Kambodscha befindet sich an einem Scheideweg zwischen Korruption und gleichbedeutender Staerkung der Reichen zum Nachteil der Armen und einer neuen Generation geistiger Elite, die jene Luecke des von den Roten Khmer eingeleiteten Bauernstaates ueberwinden koennen. Die ironischen Schreie spielender Kinder einer Schule neben den Killing Fields, laesst auf die Wahl des zweiten Weges hoffen.

Dienstag, 31. August 2010

Phnom Penh

Am letzten Abend in Kampot hatte ich eine lange und bereichernde Unterhaltung mit einem dritten in Paris lebenden Paerrchen. Haben dabei unbekannte exotische Fruechte probiert, dessen Geschmaecker mir gaenzlich neu waren. Beide waren schon bei der Dschungeltour mit dabei und schliefen ebenfalls in unserem Guesthouse. Clement ist singer-songwriter; wen es interessiert: Kid with no eyes (http://www.myspace.com/kidwithnoeyes). Er arbeitet zusammen mit Yael Naim, die mit dem Lied New Soul den Werbesong fuer das MacBook Air gesungen hat.

Nun bin ich in Phnom Penh, der Hauptstadt von Kambodscha. Gestern haben Imke und ich einen ausgedehnten Spaziergang durch die Stadt gemacht. Auf dem Psar Thmei Markt gab es allerlei exotische Dinge, inklusive frittierte Spinnen, Kakerlaken, Grashuepfer, Maden, etc. Kein sonderlich appetitanregender Anblick.
Dennoch mit knurrenden Maegen sind wir am Abend bei der Suche zufaellig auf ein gut besuchtes Restaurant gestossen. Leider war die Karte nur in Khmer, was mich dazu veranlasst hat, mir von der Bedienung etwas empfehlen zu lassen. Sein rudimentaeres Englisch liess mich nur das Wort "Rindfleisch" erkennen. Klingt doch ganz gut. Das Gemuese mit Rindfleisch war ueberaus schmackhaft, so dass wir sofort angefangen haben zu essen. Hat mich vom Aussehen an Gruenkohl mit Gruetze erinnert. Mein Satz "hmmm, siehste, so was leckeres haetten wir sonst nicht gegessen" wurde jaeh von Imkes wiederstrebenden Blick unterbrochen. Um es kurz zu machen: es war keine Gruetze, sondern die Leiber von Ameisen verschiedener Groessen, Eier und Ameisenkoeniginnen mit Fluegeln. Kurzum befand sich der Querschnitt eines gekochten Ameisenstaates auf meinem Teller. So viele, dass man es auf den ersten Blick nicht gesehen hat. Die Bedienung hat sich im Nachhinein lustig gemacht und konnte nicht verstehen, das wir nicht im Stande waren es aufzuessen. Ich schwanke zwischen dem Gefuehl der Ironie und Freude durch Zufall etwas derartiges gegessen zu haben. Immerhin bleibt mir der Geschmack als etwas positives in Erinnerung. Trotzdem ekelig.

Mein heutiger Tag war auf andere Art und Weise spannend! Im Restaurant Chez Mama habe ich Vorgestern einen Professor fuer Archaeologie kennengelernt, der schon bei Ausgrabungen in Deutschland beteiligt war. Meine Neugierde die Universitaet zu sehen, wurde prompt mit der Einladung den heutigen Vormittag dort mit ihm zu verbringen belohnt. Zuerst sind wir zur Royal Academy gefahren, wo Thuy sein Buero hat. Dort musste er ein Dokument fuer ein geplantes Ausgrabungs-Projekt abholen, dessen Finanzierung vom Premierminister abgesegnet werden soll. Aus den vorhergesagten 15 wurden dann zu meiner Freude 90 Minuten, die wir damit verbracht haben in den verschiedensten Bueros und Instituten die anderen Professoren kennenzulernen. Es folgte die staatliche Universitaet und die groesste Management Schule Kambodschas, in der ich mich auf einmal am Schreibtisch des Vize-Praesidenten wiederfand. Ich soll ihm mal eine Email schreiben, sagte er.
Fuer das angesprochene Projekt, eine Ausgrabung in Kambodscha mit 50 Teilnehmern ueber einen Zeitraum von drei Jahren unter der Leitung von Thuy, muss er heute oder morgen die genannten Papiere beim Premierminister abgeben. Und ich wurde von ihm eingeladen mitzukommen! Habe mir hierfuer gerade ein langaermliges Shirt gekauft, weil Thuy meinte, es sei angemessener als ein normales T-Shirt. Ich erwarte nicht auf den Premierminister zu treffen, aber ich werde hoffentlich die Moeglichkeit haben in das imposante Gebaeude zu kommen.

Am Freitag werde ich mit dem Boot auf dem Mekong nach Chudoc in Vietnam fahren. Mein Ziel ist Ho Chi Minh City, ehemals Saigon. Der Film Apocalypse Now laesst gruessen, denn eben diese Route fahre ich in die entgegengesetzte Richtung.

Sonntag, 29. August 2010

Koh Thonsay / Kampot

English

In den letzten vier Tagen war ich auf einer tropischen Insel, bin durch den Regenwald gewandert, habe eine Geisterstadt erkundet, durch eine Grotte geklettert und ueber eine Pfeffer-Plantage geschlendert.

Auf dem Weg von Sihanouk Ville haben wir im Minibus nach Kep erneut ein franzoesisches Paerrchen aus Paris kennengelernt. Die beiden haben sich spontan dazu entschieden uns auf die Insel Koh Thonsay zu begleiten, die wir per kleinem Holzboot von Kep aus angesteuert haben. Eine wunderschoene kleine tropische Insel, im Zentrum von Urwald bedeckt und von schoenen Sandstraenden und Felsen umrandet. Direkt am Strand reihen sich Bambushuetten aneinander, die von verschiedenen Familien betrieben werden. Fuer sieben Dollar die Nacht bekommt man eine bambusgedeckte Holzhuette mit kleinem Badezimmer-Verschlag ganz fuer sich. Selbstverstaendlich ohne Licht aber mit einem grossen Fass mit Kelle, die als Spuelung dient.
Leider sollte unser Aufenthalt weniger waehren als von mir erhofft. Der erste Grund ist rein pragmatischer Natur: wir hatten zu wenig Geld dabei. Der zweite beruht auf der Tatsache, das es Imke weniger gefallen hat als mir. Meine Hoffnung die lange Tradition der Bambushuetten geht einher mit einen kuehlen Schlafplatz sollte schnell zunichte gemacht werden. Schwitzhuette waere eventuell ein passender Begriff. Ausserdem hatte ich die unangenehme Begegnung mit einer Kakerlake unter meinem Kopfkissen. Was soll man erwarten, wenn man zwischen die Bodenplanken hindurch die Huehner laufen sieht.
Dennoch war es eine wundervolle Erfahrung gemeinsam mit den Franzosen die Insel zu erkunden, bei Sonnenuntergang am Strand zu sitzen, aus einer frisch geoffnete Kokosnuss zu trinken und in der Haengematte beim lesen zu chillen.
Die Rueckfahrt gestaltete sich weitaus schwieriger als der Hinweg. Da das Meer an dem Tag hohe Wellen schlug, mussten wir auf einen kleinen Strand auf der anderen Seite der Insel ausweichen, wo ein Boot uns zum Festland bringen sollte. Der Trip war, gelinde ausgedrueckt, eine Abenteuerfahrt – durchgeschaukelt und bis auf die Knochen durchnaesst haben wir es aber an den Anleger von Kep geschafft. Man muss sich nur einreden, dass der “Kapitaen”schon weiss was er tut bei dem Wetter in einem kleinen schaukeligen Boot ueberzusetzen.

Von Kep aus sind wir direkt im Anschluss nach Kampot gefahren, wo ich in diesem Moment in einem Internetcafe sitze.
Gestern haben wir einen der Hoehepunkte unserer Reise erleben duerfen. In einer multikulturellen Gruppe von 16 Leuten, dabei auch die beiden Franzosen, sind wir auf der Ladeflaeche eines Lasters in den Nationalpark Bokor gefahren. Nach etwa einer halben Stunde ueber die Serpentinen ging es zu Fuss weiter durch den dichten Regenwald. Umso authentischer war der einsetzende Dauerregen, dessen wucht das dichte Blaetterdickicht des Waldes nicht aufzuhalten vermochte. Der zweite Tag an dem wir bis auf die Knochen durchnaesst wurden. Aber dieses Mal war es ein unvergleichliches Abenteuer, dass unsere Gruppe zusammenschweissen sollte. Der schnellen Schritt des bewaffneten Rangers und das Unwegsame Gelaende liess leider kaum Zeit die Fauna geniessen. In dem Park leben Tiger, wilde Elefanten und viele andere Tiere, doch durfte knapp die Haelfte der Gruppe lediglich Bekanntschafft mit Blutegeln machen. Imke hatte trotz langer Hose einen am Oberschenkel haften, ich selber an der Wade. Nach zwei Stunden Regenwald wieder an der Strasse angekommen, wurden wir wieder von dem Laster eingesammelt. Das Ziel der Reise war die abgelegene Geisterstadt der Bokor Hill Station, die in den 1920er Jahren von den Franzosen als ein Rueckzugsort fuer betuchte Franzosen erbaut wurde. Das Casino und die Kirche, die beiden Hauptgebaude, wurden im ersten Indo-China Krieg von den Franzosen aufgegeben und in den 70er bis in die 90er Jahre durch die Roten Khmer als strategischer Stuetzpunkt genutzt. In den Wolken gelegen war es eine wahrhaft unheimliche Erfahrung durch die Raeumlichkeiten des verlassenen Casinos zu streifen. Der Rueckweg auf der Ladeflaeche und durch den Urwald gestaltete sich regenfrei, wenn auch gleichsam holprig und unwegsam. Mit Schlamm beschmiert und einer Mischung aus Regen und Schweiss durchnaesst, endete der Tag mit einer Bootstour ueber den Fluss hinein in den Sonnenuntergang.

Heute morgen wurden Imke und ich, sowie die beiden Franzosen, von einem Tuk Tuk eingesammelt, dass uns bis zum fruehen Nachmittag ueber die Doerfer gefahren hat. Mit Zwischenstation in einer Grotte, dessen dunkle und geheimnissvolle Hoehlen von mir und Matthias erklettert wurden. Mit dem wohltuenden Gefuehl der schweisstreibenden Eroberung jener Grotte, die ganz bestimmt nie ein Mensch zuvor betreten hat, folgte als abschliessende Station eine Pfefferplantage, dessen Straeucher den beruehmten Kampot-Pfeffer tragen. Nebenbei erwaehnt: Frischer, noch gruener Pfeffer vom Strauch, hat einen angenehmen und nicht zu scharfen Geschmack. Der getrocknete Kampot-Pfeffer hat eine sehr eigentuemliche Note, Zitat: "Das Aroma des schwarzen Pfeffers ist intensiv mit einer leichten Eukalyptusnote, im Geschmack folgen Anklänge von Thymian und Minze und eine angenehme, charakteristische Pfefferschärfe" - die unuebertreffliche Cuisine der Kornstrasse 9 in Sulingen darf sich bei Rueckkehr des verlorenen Sohnes auf ein halbes Pfund frischen Pfeffers direkt von der Plantage freuen.

Ich werde jetzt noch ein wenig durch die Strassen Kampots gehen und das Gefuehl des alleine reisens antesten. Imke wird kommenden Freitag von Phnom Penh zurueck nach Dubai fliegen. Morgen fahren wir entweder nach Takeo, zwischen Kampot und der Hauptstadt, oder direkt nach Phnom Penh.

Freitag, 27. August 2010

Sihanouk Ville


Geduld als eine Tugend ist in Asien von besonderem Wert. Nachdem wir in Siem Riep am letzten Tag den einmaligen Tempel Angkor Kwat besichtigt haben, entschieden wir uns dazu unserer Insel ein Stueck naeher zu kommen und sind Vorgestern 12 Std. von Siem Riep nach Sihanouk Ville im Sueden Kambodschas gefahren - ein Kuestenort nahe der Grenze zu Vietnam. Heute morgen sind wir gemeinam mit 11 anderen Reisenden per altem Holzschiff zwei Stunden durch die Wellen des Thailaendischen Golfs geschippert (die Haelfte wurde Seekrank). Das Ziel war eine tropische Inselgruppe, wo drei von uns getaucht sind und die anderen schnorcheln konnten. Da Imke im Oman ihren Tauchschein gemacht hat, gehoerte sie zu der Gruppe der Flaschenatmer. Wobei auch die Schnorchelatmer ihren Spass hatten! Eine wundervolle Wasserwelt bevoelkert die Korallen-Riffe. Fische und Korallen in allen Farbspektren und Groessen im glasklaren Badewannenwasser. Die beiden Tauchgaenge an unterschiedlichen Stellen wurden durch ein Mittagessen auf einer der Inseln bekroent. Die Seele in einer Haengematte baumeln lassen. Die Gruppe war erheiternd: Franzosen, Belgier, Chinesen, und Spanier. Die beiden Franzosen, beide Manager in Paris, schlafen in der gleichen Absteige wie wir (6 $ pro Zimmer, kalte Dusche, keine Klimaanlage), wo wir sie am Abend zuvor kennengelernt haben. Imke und ich wurden zu einem uns beliebigen Wochenende in Paris eingeladen. Auch ohne diese tolle Einladung ein sehr angenehmes Paar, welches seit 34 Jahren gemeinsam die Welt zum tauchen bereist.

Es ist aber nicht alles so sonnig hier in Kambodscha. Der Regen ist in vielerlei Hinsicht noch das Angenehmste, vor Allem weil er nur sporadisch und kurz aus den Wolken hervorplatzt. Kambodscha erfuellt das Klischee Sued-Ost-Asiens ein Ziel fuer Sextouristen zu sein. Das Prinzip: Mit Dollars werden dir alle Tueren geoeffnet. Ob mit Bazookas auf Kuehe schiessen (wenn man sie trifft, muss man die Kuh abkaufen), "Sir, Tuk Tuk, please?", oder eben abstossende Erscheinungen, meist schlecht taetowiert und die Ausstrahlung eben dies anmachend zu finden, die junge Maedchen tageweise bezahlen. Die verstuemmelten Roten Khmer- oder Minenopfer sehen von diesen Dollars am wenigsten.

Wenn man sie bereist, wird man ein Teil dieser Welt mit all ihren Sonnen- und Schattenseiten. Es ist oft eine Herausforderung aber immer eine Bereicherung und die Moeglichkeit seinen eigenen Standpunkt zu finden.

Morgen fahren wir nach Kep, ein Stueck weiter suedlich an der Westkueste. Von dort aus geht es direkt nach Koh Thonsay, wo wir drei oder vier Tage in einer Bambushuette am Strand naechtigen werden.

Samstag, 21. August 2010

Angkor



English version : http://bit.ly/bXifph

Es gibt Dinge fuer die es sich lohnt um 5 Uhr morgens aufzustehen: der Sonnenaufgang an einem der zahlreichen Seen in Angkor ist einer der Momente im Leben, die man nie vergessen wird. Das Tempel-Areal aus dem 12. Jahrhundert ist wesentlich groeser als ich es erwartet haette, verstreut im Dschungel finden sich zahlreiche Gebaeude und Ruinen - man besteigt uralte Treppenstufen um auf den Gipfeln der Tempel um ueber den Dschungel zu schauen, verliert sich in steinernen Gaengen, bestaunt vielfaeltige Reliefs und wird von Schmetterlingen in allen Farbvariationen umflattert.
Das Gefuehl mitten im Dschungel zu sein, den Geruch von frischem Regen in der Nase, die Geraeusche von unbekannten Tieren aus den Baumwipfeln und der Anblick der Metamorphose von Architektur und Natur ist unbeschreiblich. Es gehoert definitiv zu den schoensten Erfahrungen die ich je gemacht habe.
Eine Sache schmaelert die Erlebnisse nur unwesentlich und ist somit gleich eine Korrektur dessen, was ich im letzten Eintrag geschrieben habe: es ist sehr heiss!
Morgen werden wir erneut nach Angkor fahren und diesmal den beruehmtesten der Tempel anschauen: Angkor Vat. Vermutlich wird es sehr ueberlaufen sein, da viele Touristen aller Nationen in dieser Gegend unterwegs sind. Der Vorteil heute morgen war die fruehe Uhrzeit - Imke und ich waren fast gaenzlich allein an den Tempeln, was es umso schoener gemacht hat. Laut Tuk Tuk Fahrer ist Angkor Vat allerdings den ganzen Tag ueber voll. Ein Tip fuer alle Leser die einmal selber in den Genuss kommen wollen: die vom Guide oder Tuk Tuk Fahrer vorgeschlagene Tour Rueckwaerts machen! Dann ist man an den ersten Sehenswuerdigkeiten fuer sich.
Noch ein Nachtrag zum gestrigen Tage: habe 2 $ beim Pool spielen gegen Einheimische verloren. Eine sehr interessante Variante, bei der alle Spieler (in dem Fall 4 Spieler) Spielkarten bekommen und man jene Kugeln lochen muss, die dem Wert der Karten entsprechen (Bube = 10, usw.). Wenn ein Gegner die entsprechende Zahl schon gelocht hat, ist diese fuer einen wertlos. Wer am Ende die meisten Karten erspielt hat, gewinnt. Das naechste Spiel wird vom Gewinner der Vorrunde eroeffnet. Die Reihenfolge der folgenden Spieler scheint sich an den Karten zu orientieren. Fuer detailliertere Regeln war die Sprachbarriere zu gross und mein Budget zu klein.
Der Kambodschianer im Allgemeinen ist uebrigens ein ueberaus freundlicher Geselle. Es kommt einem sehr zu Gute, wenn man gerne grinst. Hier erreicht man alles, ob beim Preishandel oder in anderen taeglichen Situationen, mit einem gewinnenden Laecheln. Und da die Kambodschianer so gerne laecheln, tue ich das auch.
Ich fuehle mich sehr an Indien erinnert, wenn es um die Stadtstrukturen, Sinneseindruecke und die Art der Kommunikation geht. Aber einen entscheidenden Unterschied gibt es: Die Rikscha heisst hier Tuk Tuk :)

Freitag, 20. August 2010

Siem Reap

English version : http://bit.ly/aOaMuR


Nach einer wahren Odyssey sind wir gestern Abend endlich in Siem Reap, Kambodscha angekommen. 27 Stunden Flugzeug, Bus durch Thailand zur Grenze und mit einem Fahrer in diese Stadt.




Der Bus von Bangkok nach Aranya Prathat, einer belebten Grenzstadt zwischen Thailand und Kambodscha, sollte unsere erste Moeglichkeit werden einen Blick auf Land und Leute zu werfen - ohne die Hitze und Hektik Bangkoks. An der Grenzstadt angekommen, sind wir dem ersten Betrugsversuch erlegen. Es gibt unzaehlige Moeglichkeiten ein Visa on arrival zu bekommen – und natuerlich bringt uns die Tuk Tuk Fahrerin zu eben den Orten wo man mehr bezahlt. Selbst die Tatsache, dass es im Reisefuehrer beschrieben ist, hat uns nicht davor bewahrt. Einem kambodschianischem Konsulat hinter der Grenze kann man doch vertrauen? Nein. Selbst dort wird mehr Geld verlangt als direkt an der Grenze. Alle Grenzkontrollen hinter uns gelassen, muessen wir uns unter einem Verschlag unterstellen, da heftiger Monsun-Regen einsetzt. Ein Glueck fuer uns, da sich Harald ebenfalls notgedrungen zu uns gesellt und fragt, ob wir Interesse an einem geteilten Taxi nach Siem Reap haetten. Ein Berufsschullehrer aus Ulm, der schon das zweite Mal in Kambodscha ist und alleine reist.

Hier sind wir nun! Realisiert haben wir es beide noch nicht.

Werden jetzt ein wenig die Stadt erkunden. Das Wetter ist recht angenehmen, die Temperaturen um die 30 Grad und die Luftfeuchtigkeit bei etwa 80 %. Der einzige Umstand an den man sich wirklich gewoehnen muss, ist der ergiebige Regen, der taeglich die Strassen flutet.

Heute Nachmittag nehmen wir uns ein Tuk Tuk nach Angor Wat, um dort den Sonnenuntergang zu geniessen und die Eintrittskarten fuer die beiden kommenden Tage zu kaufen.

Werde in den naechsten Eintraegen mehr zu dem Land Kambodscha und seinen Mentalitaeten schreiben. Das vegetarische Khmer Curry gestern Abend hat mich bereits von der kulinarischen Seite ueberzeugt.

Dienstag, 17. August 2010

Fotos Dubai

Burj Khalifa

Wasserfontänen

Skyline mit dem Burj Khalifa

Montag, 16. August 2010

Dubai II

English version : http://bit.ly/bsJIjF

Tracks:
Arrival and first day : http://bit.ly/bShVi0
Zoom : The Palm Jumeirah : http://bit.ly/dubZ12
Zoom : The Burj Khalifi (Burj Dubai) : http://bit.ly/cb78eg

Wie soll man diese Stadt beschreiben? Es kommen mir viele Begriffe in den Kopf: Künstlichkeit, Luxus, Multikulturell, Dekadenz, Vielseitigkeit.
Dubai offenbart eine Welt die auf der einen Seite dem globalisierten Zeitgeist entspricht Alles zu jeder Zeit zur Verfügung zu haben und auf der anderen Seite nicht der europäischen Tendenz von ökologischer Verantwortung und Nachhaltigkeit folgt. Wasser ist hier jenes Element, dass Pate für vieles steht: ehemals in der Wüste gelegen, spiegelt es in Form von Fontänen und Aquarien den Reichtum der Stadt wider. Wenn man durch Dubai schlendert, kommt einem die luxuriöse Umgebung wie eine surreale Welt vor. Das Leben spielt sich hier vor Allem in den Hallen der großen Hotels und Shopping-Malls ab. Die Dubai Mall*, die größte Mall der Welt, mit dem größten Wasserspiel der Welt, direkt neben dem größten Hochhaus Welt, vereint westliche Kultur mit arabischem Design. Es gibt dort nichts, was es nicht gibt: selbst die deutsche Franchise-Kette Nordsee findet man hier, eine Schlittschuhbahn, ein Wasserfall und, wie sollte es anders sein, das größte Aquarium der Welt.
Eine Stadt der Superlative? Definitiv. Ich bin hin- und hergerissen zwischen Ablehnung und Faszination.
Diese Stadt und ihre Lebenswelt wird ein absoluter Gegensatz zu dem werden, was mich in den nächsten sieben Wochen erwartet. Aber ich sehe es positiv und freue mich auf die Abenteuer die noch kommen werden.

Bevor ich es vergesse: vor meiner Reise wurde mir im Marburger Asia-Laden von den beiden freundlichen Besitzern ein Glücks-Keks für meine Reise mitgegeben. "Eine angenehme Veränderung wartet auf dich". Ich freue mich darauf.

*http://de.wikipedia.org/wiki/Dubai_Mall

Sonntag, 15. August 2010

Dubai


English version : http://bit.ly/8Zbc8W

Frankfurt Flughafen hat mich direkt auf das eingestimmt, was ich von dieser Reise erwarte: viele Menschen zu treffen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Oliver, ein Geschäftsreisender auf den Weg nach Teheran, war in typischer Ruhrpott-Manier so offen mir direkt einen Kaffee auszugeben (Danke nochmal) und der Zufall brachte uns dazu im Flugzeug nebeneinander zu sitzen - das nächste mal werde ich dich im Tetris besiegen!

Hier beginnt also meine Reise. Imke hat mich gerade vom Flughafen abgeholt - die erste kulturelle Hürde habe ich bereits überwunden: als ich bei der Passkontrolle nach meinem Aufenthaltsort in Dubai gefragt wurde, habe ich das Apartment meiner besten Freundin angegeben. Erst als Imke mich aufgeklärt hatte, dass es hier ein Tabu ist bei Frauen zu übernachten mit denen man nicht verheiratet ist, habe ich den Blick des Beamten interpretieren können.
Nun ist es 2:00 Uhr nachts und es sind ungewohnte 38 °C draußen. Morgen sind mind. 45 °C vorhergesagt - da Ramadan ist, darf man in der Öffentlichkeit nichts Trinken oder Essen.
Bin gespannt auf diese viel umworbene Stadt in der Wüste und am Meer. Hören tut man viel über sie, aber sich diese Welt vorzustellen fällt mir schwer.

Ein großen Dank an Gabe, der es ermöglicht hat, dass man immer sieht wo ich bin und in den nächsten sieben Wochen einen Teil der Texte gemeinsam mit seiner Schwester Danielle auf Englisch übersetzen wird. For all the English speaking folks out there!

Montag, 2. August 2010

Radio-Berichte über Laos

Werde vom Norden - aus Yunnan kommend - die in diesem Bericht vorgestellte Tour in die südliche Richtung erleben:

http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=3639292

Eine Reise über den Mekong, dem "mitreißenden Fluss":

http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=2339722

Sowie ein Bericht über ethnische Minderheiten in Süd-China, u.a. Yunnan, jene Provinz die im Norden an Laos angrenzt:

http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=5016650

Dienstag, 4. Mai 2010

Ceci n'est pas un(e)...

English version : http://bit.ly/9HZPNC

Da die Bennenung des Blog als Ceci n'est pas un Asia Blog bei manchen für Verwirrung sorgt, sei an dieser Stelle in Form eines knappen kunsthistorisch-philosophischen Exkurses der Verweis auf René Magritte erklärt.
Ceci n'est pas une pipe - dies ist keine Pfeife*. Magritte gibt dem Betrachter eine Pfeife als Abbild eines in der Wirklichkeit existierenden Gegenstandes vor. Doch dieser Gegenstand ist, nachdem er in Öl auf die leerstehende, zweidimensionale Leinwand gebannt ist, nicht mehr die Pfeife, die sie ursprünglich war und demnach nicht im ursprünglichen Gebrauchszusammenhang nutzbar. Der Alltagsgegenstand wird zur Objekt der Kunst umgeformt und erfährt hierdurch einen anderen Sinn-Zusammenhang. Dies ist kein Asia Blog spielt mit der Tatsache, dass meine geschriebenen Worte nur die Abbildung dessen sind, was ich eigentlich erlebe. Das Erlebnis wird in Worte umgeformt und funktioniert für die Leser (Rezipienten) auf einer ähnlichen Ebene, wie die Pfeife von Magritte.
Zudem ist es die Verbindung von Sprache / Zeichen und Bildelementen, die Magritte hier anspricht - Wort und Bild sind nicht unmittelbar miteinander in Verbindung zu setzen. "Die bei Magritte so sichtbare Fremdheit zwischen Schrift und Figur wird durch die Nicht-Beziehung - oder jedenfalls die sehr komplexe und sehr zufällige Beziehung - zwischen dem Gemälde und seinem Titel symbolisiert" so Michel Foucault in dem gleichnamigen Buch Ceci n'est pas une pipe von 1973.
Magritte selber schreibt über seine Bilder: "Die Titel selber sind so gewählt, daß meine Bilder nicht in einer Vertrautheit angesiedelt werden können, welche sich die Automatik des Denkens schaffen möchte, um sich der Beunruhigung zu entziehen". Er unterstellt hiermit, dass des Menschen Gedanken sich automatisieren, um sich nicht ununterbrochen mit den "beunruhigenden" Gegebenheiten des Alltags beschäftigen zu müssen. Fast im Sinne der brecht'schen Verfremdung (eine Handlung wird [im Theater] durch Kommentare oder Lieder so unterbrochen, dass beim Zuschauer jegliche Illusionen zerstört werden) wird der Rezipient dazu gezwungen, sich tiefgreifender mit dem Gegenstand zu beschäftigen und diesen zu hinterfragen. Stellt man sich das Bild ohne Unterschrift vor, so ist die Pfeife die bloße Abbildung einer Pfeife.
Zurück zum Kontext dieses Blog. Meine geschriebenen Worte, oder geschriebene Worte anderer, werden durch die individuellen Vorstellungen der Leser unterschiedlich verarbeitet und erzeugen jeweils subjektive Vorstellungen. Die Einbindung in das Medium Internet und den Rahmen des Blog, fördert eine Erwartungshaltung des hier Zugreifenden / Lesenden. Doch diese wird, im Idealfall, durch die Anspielung auf das Werk Magrittes' auf ähnliche Art und Weise durchbrochen.

*René Magritte, Ceci n'est pas une pipe, Öl auf Leinwand, 63.5 × 93.98 cm, 1929, Los Angeles, County Museum of Art, The William R. Hearst Coll.
Abbildungsnachweis: http://www.library.yale.edu/librarynews/ceci-n-est-pas-une-pipe.jpg

Montag, 3. Mai 2010

Was mich erwartet

Der erste Eintrag ist zugleich der schwierigste. Noch fehlen konkrete Erlebnisse, über die ich schreiben könnte. Also nutze ich dies, um darüber zu schreiben was ich vorhabe.
Die verbleibenden Tage bis zum Ende der Abstimmung auf der rechten Seite, sind gleichzeitig die Anzahl der Tage bis zu meiner Abreise nach Dubai am 15. August. Es erwarten mich drei Tage bei Imke - Hitze und Ramadan inklusive. Am 18. August fliege ich weiter nach Bangkok. Wobei ich höchst wahrscheinlich die Westküste Thailands nur zur Durchreise nach Kambodscha nutzen werde, um mich dort für ein paar Tage auf einer Insel niederzulassen. Natürlich möchte ich Angkor Kwat erleben und auf dem Mekong verweilen - dem Fluss, der mich die Reise über immer wieder begleiten wird. Weiter nach Vietnam, Ho Chi Minh, Flug nach Hanoi? Von dort aus, falls es die Zeit erlaubt, einen Abstecher nach Yunnan (China), bevor ich dann die restliche Zeit in Laos und auf dem Rückweg nach Bangkok im Osten Thailands verbringen werde. Der Rückflug ist am 4. Oktober.
So weit die Planung, allerdings kann sich vor Ort vieles ändern. Es wird Monsun-Zeit sein, was zwei positive Nebeneffekte hat: es sind wenig Touristen unterwegs und die Natur erwacht in voller Blüte. Allerdings kann es auch die Reise in den weniger erschlossenen Gebieten mit schlechter Infrastruktur erschweren. Außerdem trifft man immer wieder Traveller, die einem wertvolle Reisetips geben und an denen man sich spontan orientiert.