Sonntag, 29. August 2010

Koh Thonsay / Kampot

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In den letzten vier Tagen war ich auf einer tropischen Insel, bin durch den Regenwald gewandert, habe eine Geisterstadt erkundet, durch eine Grotte geklettert und ueber eine Pfeffer-Plantage geschlendert.

Auf dem Weg von Sihanouk Ville haben wir im Minibus nach Kep erneut ein franzoesisches Paerrchen aus Paris kennengelernt. Die beiden haben sich spontan dazu entschieden uns auf die Insel Koh Thonsay zu begleiten, die wir per kleinem Holzboot von Kep aus angesteuert haben. Eine wunderschoene kleine tropische Insel, im Zentrum von Urwald bedeckt und von schoenen Sandstraenden und Felsen umrandet. Direkt am Strand reihen sich Bambushuetten aneinander, die von verschiedenen Familien betrieben werden. Fuer sieben Dollar die Nacht bekommt man eine bambusgedeckte Holzhuette mit kleinem Badezimmer-Verschlag ganz fuer sich. Selbstverstaendlich ohne Licht aber mit einem grossen Fass mit Kelle, die als Spuelung dient.
Leider sollte unser Aufenthalt weniger waehren als von mir erhofft. Der erste Grund ist rein pragmatischer Natur: wir hatten zu wenig Geld dabei. Der zweite beruht auf der Tatsache, das es Imke weniger gefallen hat als mir. Meine Hoffnung die lange Tradition der Bambushuetten geht einher mit einen kuehlen Schlafplatz sollte schnell zunichte gemacht werden. Schwitzhuette waere eventuell ein passender Begriff. Ausserdem hatte ich die unangenehme Begegnung mit einer Kakerlake unter meinem Kopfkissen. Was soll man erwarten, wenn man zwischen die Bodenplanken hindurch die Huehner laufen sieht.
Dennoch war es eine wundervolle Erfahrung gemeinsam mit den Franzosen die Insel zu erkunden, bei Sonnenuntergang am Strand zu sitzen, aus einer frisch geoffnete Kokosnuss zu trinken und in der Haengematte beim lesen zu chillen.
Die Rueckfahrt gestaltete sich weitaus schwieriger als der Hinweg. Da das Meer an dem Tag hohe Wellen schlug, mussten wir auf einen kleinen Strand auf der anderen Seite der Insel ausweichen, wo ein Boot uns zum Festland bringen sollte. Der Trip war, gelinde ausgedrueckt, eine Abenteuerfahrt – durchgeschaukelt und bis auf die Knochen durchnaesst haben wir es aber an den Anleger von Kep geschafft. Man muss sich nur einreden, dass der “Kapitaen”schon weiss was er tut bei dem Wetter in einem kleinen schaukeligen Boot ueberzusetzen.

Von Kep aus sind wir direkt im Anschluss nach Kampot gefahren, wo ich in diesem Moment in einem Internetcafe sitze.
Gestern haben wir einen der Hoehepunkte unserer Reise erleben duerfen. In einer multikulturellen Gruppe von 16 Leuten, dabei auch die beiden Franzosen, sind wir auf der Ladeflaeche eines Lasters in den Nationalpark Bokor gefahren. Nach etwa einer halben Stunde ueber die Serpentinen ging es zu Fuss weiter durch den dichten Regenwald. Umso authentischer war der einsetzende Dauerregen, dessen wucht das dichte Blaetterdickicht des Waldes nicht aufzuhalten vermochte. Der zweite Tag an dem wir bis auf die Knochen durchnaesst wurden. Aber dieses Mal war es ein unvergleichliches Abenteuer, dass unsere Gruppe zusammenschweissen sollte. Der schnellen Schritt des bewaffneten Rangers und das Unwegsame Gelaende liess leider kaum Zeit die Fauna geniessen. In dem Park leben Tiger, wilde Elefanten und viele andere Tiere, doch durfte knapp die Haelfte der Gruppe lediglich Bekanntschafft mit Blutegeln machen. Imke hatte trotz langer Hose einen am Oberschenkel haften, ich selber an der Wade. Nach zwei Stunden Regenwald wieder an der Strasse angekommen, wurden wir wieder von dem Laster eingesammelt. Das Ziel der Reise war die abgelegene Geisterstadt der Bokor Hill Station, die in den 1920er Jahren von den Franzosen als ein Rueckzugsort fuer betuchte Franzosen erbaut wurde. Das Casino und die Kirche, die beiden Hauptgebaude, wurden im ersten Indo-China Krieg von den Franzosen aufgegeben und in den 70er bis in die 90er Jahre durch die Roten Khmer als strategischer Stuetzpunkt genutzt. In den Wolken gelegen war es eine wahrhaft unheimliche Erfahrung durch die Raeumlichkeiten des verlassenen Casinos zu streifen. Der Rueckweg auf der Ladeflaeche und durch den Urwald gestaltete sich regenfrei, wenn auch gleichsam holprig und unwegsam. Mit Schlamm beschmiert und einer Mischung aus Regen und Schweiss durchnaesst, endete der Tag mit einer Bootstour ueber den Fluss hinein in den Sonnenuntergang.

Heute morgen wurden Imke und ich, sowie die beiden Franzosen, von einem Tuk Tuk eingesammelt, dass uns bis zum fruehen Nachmittag ueber die Doerfer gefahren hat. Mit Zwischenstation in einer Grotte, dessen dunkle und geheimnissvolle Hoehlen von mir und Matthias erklettert wurden. Mit dem wohltuenden Gefuehl der schweisstreibenden Eroberung jener Grotte, die ganz bestimmt nie ein Mensch zuvor betreten hat, folgte als abschliessende Station eine Pfefferplantage, dessen Straeucher den beruehmten Kampot-Pfeffer tragen. Nebenbei erwaehnt: Frischer, noch gruener Pfeffer vom Strauch, hat einen angenehmen und nicht zu scharfen Geschmack. Der getrocknete Kampot-Pfeffer hat eine sehr eigentuemliche Note, Zitat: "Das Aroma des schwarzen Pfeffers ist intensiv mit einer leichten Eukalyptusnote, im Geschmack folgen Anklänge von Thymian und Minze und eine angenehme, charakteristische Pfefferschärfe" - die unuebertreffliche Cuisine der Kornstrasse 9 in Sulingen darf sich bei Rueckkehr des verlorenen Sohnes auf ein halbes Pfund frischen Pfeffers direkt von der Plantage freuen.

Ich werde jetzt noch ein wenig durch die Strassen Kampots gehen und das Gefuehl des alleine reisens antesten. Imke wird kommenden Freitag von Phnom Penh zurueck nach Dubai fliegen. Morgen fahren wir entweder nach Takeo, zwischen Kampot und der Hauptstadt, oder direkt nach Phnom Penh.

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