Donnerstag, 23. September 2010

Nong Khiaw / Luang Prabang

Mein letzter Tag in Luang Nam Tha war in besonderer Weise ereignisreich. Krystel und ich haben uns gemeinsam ein Moto gemietet, um eine 14 km entfernte Pagode zu besichtigen und durch das unmittelbar angrenzende Dorf zu spazieren. Nachdem wir die Stufen zu der Pagode erklommen hatte, vorbei an einer Schlange und dem satten Gruen der Natur, bot sich ein schoener Blick ueber die umliegende Landschaft. Bekroent wurde der friedliche Ort mit einem Schluck Lao Lao (Reisschnaps) von dem Waechter, der sich zu uns gesellte. Schon auf dem Berg war laute Musik aus dem Ort zu hoeren - die Unterhaltung mit dem Waechter beschraenkte sich auf ein uraltes Woerterbuch und unsere Haende, weswegen seine Aussage es sei die Musik einer Hochzeit, ein paar Minuten spaeter durch die Feiernden selber korrigiert wurde: Es war die Dorf-Party anlaesslich eines neugeborenen Kindes. Und wir durften fuer ein paar Stunden teil der Feierlichkeiten werden, mit viel Bier, leckerem Essen und laotischen Taenzen zu traditioneller Musik - dessen Klang fuer westliche Ohren ein wenig gewoehnungsbeduerftig ist. Wir wurden sehr warm in den Kreis der etwa 40 Feiernden aufgenommen. Es schien fast, als sei es eine Ehre fuer sie, dass wir an ihrer Dorf-Kultur interessiert waren. Wenngleich es auch eine Herausforderung war, dem Trinkverhalten der Laoten standzuhalten.

Am folgenden Tag sind wir nach Nong Khiaw gefahren, eben jene kleine Dschungel-Stadt, die ich im Blog-Eintrag zuvor erwaehnt hatte. Es hatte sich spontan Christoph aus Oesterreich angeschlossen, womit wir dann zu Viert gereist sind. Nang Khiaw ist eine charmante Kleinstadt zu beiden Seiten des Nam Ou Flusses.
Auf dem Weg dorthin macht man eine Zeitreise durch unzaehlige Doerfer, dessen Leben wie in der Vergangenheit steckengeblienen zu sein scheint. Zeit spielt in diesen Laendern weniger eine Rolle, als es in Europa der Fall ist. Zwar sind all die Laender die ich gesehen habe einem spuerbaren Wandel unterlegen, der in naher Zukunft "Fortschritt" genannt werden koennte, doch was in den entlegenen Gebieten zaehlt, ist jeder Tag: man denkt nicht an Gestern und schon gar nicht an Morgen. Was ein immenses Problem darstellt, wenn es um die Umwelt geht. Besonders in Kambodscha ist mir aufgefallen, wie sehr die Leute im Hier und Jetzt leben und nicht an die Konsequenzen denken, wenn sie ihren Abfall in den Fluss werfen. Fischer schmeissen ihren Abfall aus den Booten in den Fluss aus dem sie fischen. Sie zerstoeren Stueck fuer Stueck ihre eigene Existenzgrundlage. Laos unterscheidet sich in Punkto Sauberkeit und Mentalitaet der Leute zwar deutlich von Kambodscha, doch das Leben auf den Doerfern ercheint mir noch urspruenglicher. Interessant ist allerdings, dass egal wie viel jemand hier verdient (die Mehrheit weniger als einen Dollar pro Tag), es existieren ueberall Statussymbole. Zum einen das Handy, was schon omnipraesent in Indien war, zum anderen die Satelittenschuessel. Egal wo man langfaehrt, durch die entlegendsten Winkel dieses Landes, die Holzhuetten der Einheimischen sind meist flankiert von einer ueberdimensionalen Satellitenschuessel - ein ironischer Kontrast. Die Medien scheinen zugleich Ablenkung und Ersatz von den Dingen zu sein, die unnerreichbar sind. Wobei eben dies durch die Medien selber transportiert wird.
Da ich schon in Luang Nam Tha den Plan hatte mit einem Boot von Nong Khiaw nach Luang Prabang zu fahren, habe ich in der Kleinstadt alle moeglichen Leute angesprochen. Am Ende hatte ich 14 Leute aus der ganzen Welt zusammen. Dabei u.a. John, aus Manchaster, Garrick, gebuertiger Koreaner aus den USA und Josh, ein Kanadier der als Anwalt fuer das UN-Kriegsverbecher-Tribunal in Phnom Penh arbeitet. Alle drei waren auch schon in Luang Nam Tha im gleichen Gaestehaus wie wir. Und zwei Deutsche, mit denen ich mir gestern ein Mountain Bike geliehen habe - habe festgestellt das es ideal ist, sich hier ein Fahrrad zu mieten. Man muss nur darauf achten, dass man in diesen Laendern nicht die befestigten Wege verlaesst. Es gibt zu viele Minen und Bomben aus dem Indo-China-Krieg, die noch nicht explodiert sind. Auf dem Rueckweg der Mountain Bike Tour sind wir auf eine grosse Gruppe von Minenraeumern gestossen, die dabei waren mit Metalldetektoren ein abgestecktes Feld abzusuchen. Es ist ein schauriges Gefuehl zu wissen, das taeglich Schulkinder diesen Weg benutzen.
Die Unterkunft in Nong Khiaw war ein Bambus-Bungalow, den ich mir mit dem Oesterreicher geteilt habe. Aus der Dusche kommt Flusswasser und im Badezimmer der beiden Deutschen nebenan war eine Riesenspinne, die sich ueber Nacht gehaeutet hat. Alles Dinge, an die man sich erstaunlicher Weise gewoehnt.
Nun bin ich nach der gestrigen Bootsfahrt in der UNESCO-Weltkulturerbe Stadt Luang Prabang, dem spirituellen Zentrum des Landes. Teile mir bis Samstag oder Sonntag ein Zimmer mit John, dem Briten, der den Spitznamen Teddybaer verdient haette. Komme gerade von einem ausgedehnten Spaziergang aus der Stadt, gemeinsam mit ihm und Garrick. Geniesse es nach all den Busfahrten und Abenteuern ein wenig zu entspannen, sich die Sonne auf den Pelz scheinen zu lassen und Drachenfrucht-Shakes zu trinken. Heute Abend trifft sich der Grossteil der Grupps vom Boot in einer Bar am Mekong, an dessen Ufer Luang Prabang liegt.

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