Sonntag, 26. September 2010

Vientianne

Meine Reise der grossen Abenteuer habe ich in Luang Prabang bewusst hinter mir gelassen. Die beiden Tage dort habe ich genutzt, um mich ein wenig von den Strapazen der letzten sechs Wochen zu erholen. Staendig unterwegs zu sein, hinterlaesst ein gewisses Gefuehl der Erschoepfung - aber jede Sekunde meines straffen Zeitplanes hat sich gelohnt.
Langsam geht meine Reise dem Ende entgegen, was mich zum einen traurig stimmt, aber zum anderen keimt das Gefuehl freudiger Erwartung auf... Schwarzbrot. Mediterranes Essen. Freunde und Familie in Marburg und Sulingen. Meine eigenes Bad und Bett. Sauber sein. Frisch gewaschene Klamotten.
In Asien zu reisen, bedeutet oft ein zwispaeltiges Gefuehl zu haben. Die Monsun-Gewitter haben die Eigenheit mit respekteinfloessender Kraft von einer auf die anderen Sekunde die Strassen zu fluten, ueberall kriechen Insekten und Tiere, die Hitze und Luftfeuchtigkeit gestalten die Nachmittage schweisstreibend, die Busfahrten mit unertraeglich lauter Karaoke-Musik durch Serpentinen und Schlagloecher sind oft eine Zumutung, so manches Essen hat den Beigeschmack von Verdauungsproblemen. Das interessante ist aber, dass man all dies gerne in Kauf nimmt, um die faszinierenden Eigenheiten jeden Tag aufs' neue zu entdecken. Der Spanier, mit dem ich mir in Vientianne ein Zimmer teile und den Tag verbringe, pflegt zu sagen: "No Problem. Is Holiday." - "Kein Problem. Ist Urlaub." Nebenbei erwaehnt ein bereichernder Zeitgenosse. In mancherlei Hinsicht stereotype Eigenschaften der spanisch-mediterranden Welt; die aeussert erfrischend sind.
Vielleicht am meisten werde ich die Gespraeche mit Menschen aus aller Welt vermissen. Ich gehe darin auf, jeden Tag neue Begegnungen aus den verschiedensten Kulturkreisen zu haben. Vor Allem die Atmosphaere unter Backpackern ist eine besondere. Man tauscht Informationen aus, trinkt zusammen einen Kaffee, trifft sich zufaellig oder bewusst in einer anderen Stadt wieder, hilft sich gegenseitig. Und dabei ist es vollkommen unwichtig aus welchem Land man kommt, welche Sprache man spricht oder ob die Klamotten voller Schlamm von der letzten Dschungeltour sind. Oft sind es die in der Heimat unueblichen Herausforderungen, die den Reiz ausmachen. Da Mario, der Spanier, kaum Englisch spricht, sind unsere Unterhaltung mehr auf Zeichensprache, als Worte begrenzt. Und trotzdem koennen wir ueber Virus-Attacken auf den Iran diskutieren, Geschichten aus Urlauben und der Heimat erzaehlen und ueber die Eigenheiten der Laoten reden.

Morgen ist mein letzter Tag in diesem faszinierenden Land, dessen Hauptstadt den ersten Preis der "am wenigsten stressigen Stadt in der Welt" verdient haette. Werde einen Bus zur thailaendischen Grenze nehmen, um von dort aus mit dem Zug nach Ayuthaya zu fahren - eine Tempelstadt nahe Bangkok. Das Wochenende werde ich dann in Bangkok verbringen, bevor ich am Montag mit etwas blonderen Haaren, gebraeunterer Haut, dem tatsaechlichen Gewicht meines Gepaeckes und dem gefuehlten tonnenschweren Gewicht der Erfahrungen gen Heimat fliegen werde.

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